Das Blochziehen in Fiss

Allgemeines und Geschichtliches

Das Blochziehen in Fiss gehört zu den originellsten und ursprünglichsten Fasnachten in Nordtirol. Fiss im obersten Inntal im sogenannten "Oberen Gericht" auf der Sonnenterrasse war lange ein abgeschiedenes Dörfchen, mit einer Bevölkerung, die gerne an Überlieferungen festhält. Einer dieser Bräuche ist das Blochziehen. Im Dialekt sagen die Fisser "Blochboumziachâ" - Blochbaum ziehen.

Das Blochbaumholen

Blochbaumholen

Ein sehr wichtiger Bestandteil der Fisser Fasnacht ist der Blochbaum. In Fiss ist es immer eine stattliche Zirbe, die bereits im Herbst gefällt wird und dann zwei Tage vor der Fasnacht geschmückt und auf drei Schlitten gelegt wird. Diese werden auf Bretter gestellt, um ein Anfrieren der Kufen zu verhindern. Um den meistens über 30 Meter langen Bloch durch die teilweise schmalen Dorfstraßen zu bringen, muss ungefähr in der Mitte über dem mittleren Schlitten ein Gelenk eingebaut werden. Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass es zwei Zirben sind. Denn in der näheren Umgebung von Fiss wächst keine Zirbe tadellos 30 Meter. Der Fußteil des dickeren Baumes zeigt nach vorne und liegt auf dem ersten Schlitten, der mit einem Schrepfer (verstellbare Bremse mit Haken) ausgerüstet ist. Die Schnittstelle wird mit einer Baummaske, einem zannenden (zungenzeigenden) Vollmondgesicht, geziert. Über dem ersten Schlitten wird auf dem Bloch die Hexenhütte errichtet, die der Oberhexe zugeteilt ist. Zusätzlich auf dem Baum etwas weiter hinten kommt die Bank des Musikanten und an der entsprechenden Stelle die Wiege des Liebespaares.

Ab Beginn dieser Arbeiten werden Nachtwachen gehalten, um den Blochbaum zu schützen. In der Zeit, da auch die Nachbardörfer hie und da den Brauch durchführten, kam es vor, dass sie den Baum abschneiden bzw. Schaden anrichten wollten, damit die Fisser nicht mehr Blochziehen konnten.

Das Blochbaumziehen

Blochbaumziehen

Immer um halb eins beginnt der Umzug. "Iatz geats lous, iatz springa d’Schallner". Schallner (Scheller) und Bajatzl "springen" durch das Dorf (unter springen versteht man einen gleichmäßig hüpfenden Schritt). Beginnend am Lagerhaus (heute Kulturhaus) am Ortsende des Dorfes nehmen sie den Weg, den dann der ganze Zug mit dem Blochbaum geht. Er versinnbildlicht das Wegaufmachen, ein Vertreiben der Dämonen und bösen Geister. Der Klang der Schellen ist schaurig und ehrfurchtgebietend zugleich. Das ganze Dorf und die Umgebung wird davon durchdrungen.

Alle maskierten Fasnachtler habe sich bereit gemacht. Der Umzug der Maskerer kann beginnen. Ein paar Hexen haben mit ihrem Geschrei und schwingenden Besen den Weg von den Zuschauern frei gemacht. Angeführt wird der Umzug von der festlich gekleideten Musikkapelle des Dorfes. Auch die zwei feschen Marketenderinnen dürfen nur "fesche" Burschen sein. Es folgen der Fuhrmann, der Bajatzl, der Giggeler, die 12 Schallner, die 4 Mohrelen, die übrigen Hexen, die 4 Bärentreiber, die 4 Jäger, Liebespaar, Brautpaar, Bauernpaare, Knechte und Mägde (genannt Dirnen), Wirtspaar, Schneiderpaar, Schusterpaar, Kraxenträger, Holzer, Praxer, Müller- und Tischlerpaar, Senner und Sennerin, Vogelhändler und Wanderkrämer, dann die Karrengruppe der Dörcher, Zigeuner, Wahrsager, Scherenschleifer, Pfannen- und Regenschirmflicker und die Bettler.

Abschließend kommt die für die gesamte Fasnacht einzigartige Figur, der "Schwoaftuifl" (Schwarzteufel, Vergleich mit dem Ziegenbock?). Der Umzug geht wieder den gleichen Weg wie vorher die Schallner. Ist der gesamte Zug am Ausgangspunkt angelangt, begeben sich alle Maskerer gleich an ihren bestimmten Platz. Die ersten an der Deichsel sind die Bärentreiber, dann die Mohrelen und die Oberhexe in ihrer Hütte. Dahinter am Baum reihen sich paarweise die Scheller und übrigen Paare. Es sind circa 60 Maskierte. Um die Zirbe ziehen zu können, wurden Querhölzer am Baum befestigt. Vergessen dürfen wir nicht den Musikanten, der auf seiner Bank auf dem Baum Platz nimmt. Am Ende des Bloches platziert sich der Schwoaftuifl. Eine geschmiedete große Gabel und ein großer Holzlöffel sind seine Waffen. Er gehört zu den sogenannten bösen Masken. Sein Ziel ist es, das Weiterkommen des Baumes zu hindern. Dazu dient ihm ein am Gipfel des Baumes befestigtes Seil. Er hält den Baum zurück oder bindet ihn an einen Pfosten der ähnliches. Der Baum wird als Symbol des Pfluges gesehen, der die Erde aufbricht, um den Samen aufzunehmen und ein besseres Wachstum sicherzustellen.

Nun soll das eigentliche Blochziehen losgehen. Um das Ganze zu leiten, gibt es einen Fuhrmann. Er muss sehr umsichtig die Hindernisse erkennen und rasche Entscheidungen treffen, um den Baum mit den Maskierten unbeschadet durch die Dorfgassen zu führen. Am Beginn kontrolliert und überzeugt er sich, ob alles in Ordnung und alles bereit ist. Es könnte ja eine Hexe, die ebenfalls zu den bösen Masken zählt, den Schrepfer am ersten Schlitten angedreht oder sonstigen Unfug angestellt haben. Wenn alles in Ordnung ist, gibt der Fuhrmann mit einem lauten Peitschenknall und einem kräftigen "Hüo" das Kommando zum gemeinsamen Blochziehen. Klappt es beim ersten Mal noch nicht, so muss es unbedingt beim zweiten "Hüo" losgehen. Dem Gelächter und der Schande aussetzen wollen sich die Maskerer nun doch nicht. Der Fuhrmann ist außerdem der Hauptverantwortliche, um den Zug ohne Stocken bis zum bestimmten Standort zu bringen. Es ist allerdings schon vorgekommen, dass der mittlere Schlitten unter der Last des schweren Baumes vorher schon zusammengebrochen ist.

Schnelles Handel ist notwendig, wenn, wie schon erwähnt, die Hexen oder der Schwoaftuifl den Zug zum Stehen bringen wollen. Diese verkörpern auch den grimmigen Winter.

Ist der Bloch ein Symbol des Pfluges, der die Erde aufbricht und fruchtbar macht, so ist der Giggeler ein Symbol der Fruchtbarkeit, der es auf Hexen und so manche Dame abgesehen hat, zur allgemeinen Erheiterung der Zuschauer. Zur Belustigung trägt auch der Bajatzl bei. Er ist zu allerlei Späßen aufgelegt, besteigt die Dächer, macht verschiedene Gaukeleien und hält die Bevölkerung in Atem, besonders wenn er Schneekanonaden von den Dächern auf die Menschenmenge streut.

Am Platzbrunnen (ein Dorfplatz östlich der Kirche) wird gehalten. Es muss der Bär eingefangen werden. Bärentreiber und Jäger gehen auf die Jagd nach ihm. Es gelingt ihnen, den Bären zu fangen, der dann zum Fangplatz getrieben und von den Mohrelen mit Ketten an die Deichsel gespannt wird. Unbemerkte Momente nützen die Hexen und lassen ihn wieder los, sodass der Bär wieder eingefangen werden muss.

Die Blochbaumversteigerung

Blochbaumziehen

Am Fones angekommen, gibt es den letzten Höhepunkt. Der Blochbaum wird versteigert. Mit dem Reinerlös dieser Versteigerung kann der Verein wieder einige Anschaffungen tätigen. Die Versteigerung vollzieht der jeweilige Bürgermeister vom Baum aus, flankiert von zwei Schellern. Mit Freudengeschell wird der Meistbieter auf den Baum geholt und den Zuschauern vorgestellt. Der Dank der Maskerer ist ihm gewiss. So ideal für die Fisser Fasnachtler wie 1986 wird es wohl nie mehr sein. Damals haben zwei achtbare Personen aus Politik und Wirtschaft den Bloch auf einen ansehnlichen Betrag gesteigert, in der Meinung, es wäre der ganze Blochbaum. Sie hatten anscheinend überhört, dass pro Festmeter gesteigert wird und ein zusätzliches Zirbenholz auf Lager vorbereitet war. Der Schrecken kam im Nachhinein, als sie den Irrtum feststellten.

Sollten Sie an weiteren Informationen über diesen faszinierenden Umzug interessiert sein, so klicken Sie sich doch einfach auf die offizielle Webseite unter ... www.blochziehen.at.

Quelle: Buch "Die großen Fasnachten Tirols".

Fotos

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