Außer in Tramin gibt es im Alpenraum nicht mehr so viele Dörfer, wo sich so alte Traditionen über Jahrhunderte haben halten können. Der Kirche waren derartige Feste nicht ganz geheuer und auch die weltliche Macht war nicht immer so duldsam wie heute. Kein Wunder, dass in anderen Dörfern die Menschen das Handtuch geworfen haben. Bei den Traminern hat alles nichts genützt, die blieben und bleiben noch bei ihrer Tradition. So leben Mythos, Volkserzählung, braver Alltag und heidnischer Exzess in einem farbenfrohen, feucht - fröhlichen und lauten Durcheinander geordnet zusammen.
Die ständig steigende Teilnehmerzahl – bei den letzten Fasnachtsumzügen waren immer rund 700 – 800 Aktive dabei, eine ansehnliche Zahl für ein Dörfchen mit 3200 Einwohnern, wenn man bedenkt, dass nur Einheimische männlichen Geschlechtes beim Traminer Egetmann-Umzug mitwirken dürfen – stellt die Organisatoren vor nicht gerade kleine Probleme.
Typisch für den Traminer Egetmann-Umzug ist, dass die Teilnehmer keine Gesichtsmasken tragen, der "Wilde Mann" (Hasenfellmaske), der "Weiße Bär“ und der „Grüne Bär" tragen als Einzige eine Maske. Ansonsten sind die Figuren nur mit Ruß oder Schminke "maskiert".
Die nach Fisch, Ruß und Rauch riechenden Egetmann Figuren ziehen in drei bis vier Stunden durch die Straßen und Gassen von Tramin. Ist den Umzugsteilnehmern ein Zuschauer bekannt, so wird dieser mit Ruß, Sägespänen, Heublumen, Staub und Konfetti eingerieben und beworfen.
Ausgiebiges Essen und Trinken ist eigentlich eine der Haupttätigkeiten vor, während und nach dem Umzug. Es gibt keinen Wagen ohne eine Kochstelle. Das gemeinsame Kochen und Essen ist ein gesellschaftlicher Aspekt und festigt die einzelnen Gruppen, denn die Gruppen setzen sich nicht immer aus eingespielten Kameraden zusammen. Deshalb wird oft schon in den Wochen während des Wagenbauens gemeinsam geköchelt.
Und nun zu den einzelnen Umzugsgruppen und Wagen:
Die Hauptfigur des Umzugs ist der Egetmann Hansl.
Er ist ein wohlhabender, besserer Mann, der im Begriff ist zu heiraten.
Bevor wir jedoch den Umzug im Einzelnen beschreiben, listen wir die Reihenfolge der Wagen, Gruppen und Gestalten auf, die am Umzug teilnehmen:
1) |
Die Trompeter und Ausschnöller |
17) |
Die Boccamander |
2) |
Die Ausmesser und Wegmacher |
18) |
Die Schwarzbrenner |
3) |
Die Schnappvieher |
19) |
Die Schmiede |
4) |
Die Bauernschaft |
20) |
Die Reichen Zigeuner |
5) |
Die Kutsche mit dem Egetmann Hansl |
21) |
Bad Klopf |
6) |
Die Silberne Hochzeit |
22) |
Die Armen Zigeuner |
7) |
Die Goldene Hochzeit |
23) |
Die Fischer |
8) |
Mann im Korb und Frau mit Zumm |
24) |
Die Pfannenflicker |
9) |
Die Doktoren |
25) |
Die Altweibermühle |
10) |
Wilder Mann • Grüner und Weißer Bär |
26) |
Die Zenzi, alte und junge Weibelen |
mit Jäger |
27) |
Die Mendelhütte |
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11) |
Die Bürgerkapelle oder Jaggalamusik |
28) |
Die Waschweiber |
12) |
Die Hexen |
29) |
Die Weinverkoster oder Sommeliers |
13) |
Die Drescher |
30) |
Die Almhütte |
14) |
Die Schneider |
31) |
Die Wikinger |
15) |
Die Fassbinder |
32) |
Die Skihütte |
16) |
Die Schuster |
33) |
Burgelen und Burgltreiber |
Den Umzug eröffnet ein berittener "Trompeter", welcher schon am Vormittag den Fasnachtsumzug ankündigt. Gefolgt von berittenen Bauern mit ihren Knechten, die für die Aufrechterhaltung der Ordnung sorgen. Hernach kommen die "Ausschnöller", junge, kräftige Burschen, die mit ihren langen, dicken Geißeln (Peitschen) "ausschnöllen" (im übertragenen Sinn: den Winter vertreiben) und für die nachfolgenden Figuren Platz schaffen. Durch kunstvolles Schwingen der Geißeln verursachen sie lautes Knallen und großen Lärm.
Darauf folgen die "Wegmacher" mit Haue und Schaufel, die den Weg säubern; die "Bauernschaft" mit Feldarbeitern mit Sensen, Rechen, Gabeln, einem von Ochsen gezogenen Pflug sowie einer Egge und einem Karren mit Saatgut (bestehend aus Sägespänen, Heublumen und Staub); auf dem Karren der Bauer mit einem Geldbeutel am Gürtel. Alle diese Personen stellen während des Zuges die ihren Werkzeugen entsprechende Arbeit pantomimisch dar. Merkwürdigerweise ist hierbei der Weinbau nicht vertreten.
Daran schließt sich die Hauptfigur des Umzugs an, der "Egetmannhansl", eine mit schwarzem Rock, Zylinderhut und weißen Handschuhen bekleidete Puppe, in einer Kalesche fahrend und von einem Diener begleitet. Die Braut sitzt dabei nicht neben ihrem Bräutigam in der Kutsche, sondern neben dem Kutscher auf dem Bock. Wie bei allen Fasnachten, die ja gewissermaßen eine Angelegenheit der Burschenschaften sind, werden auch beim Egetmann-Umzug alle Figuren, ob nun männlich oder weiblich, von Burschen und Männern dargestellt. So auch die Braut, die während des Umzuges keinen Wein, dafür aber jede Menge Schnaps trinken darf.
Die Hochzeitskutsche (Egetmann Hansl mit Braut und Ratsherren) und Geladene
Die Hochzeitskutsche
Die Bauernschaft
Die Schnappvieher
Der Hochzeitskutsche des Herrn Egetmann folgen die "Ratsherren", alle in Schwarz gekleidet, mit Frack und Zylinder, wobei jeder eine der folgenden Requisiten trägt: Das Protokollbuch, eine Leiter, einen Regenschirm und zwei Leuchter, bestehend aus Stangen mit einer "Türggtschurtsche" (entkernter Maiskolben) als Kerze darauf, allen voran der Protokollverkünder.
Bei jedem Dorfbrunnen, von denen es in Tramin ja noch reichlich gibt, wird die Leiter an die Brunnensäule gelehnt; der Schirmträger besteigt sie als Erster, bis ganz hinauf, und spannt den Regenschirm als Baldachin auf. Dann steigt der Verkünder bis zur Mitte der Leiter nach und verkündet aus dem Protokollbuch, das ihm der Träger vorhält, das Eheaufgebot des "Egetmann Hansl". Die beiden Kerzenträger nehmen links und rechts neben dem hingehaltenen Protokollbuch Aufstellung. Nach jedem verlesenen Absatz ruft das umstehende Volk laut: "Hohoo!"
Früher wurden im Protokoll verschiedene Ortsereignisse aufs Korn genommen. Seit jedoch einmal ein betroffener, erzürnter Bürger mit einem scharf geladenen Gewehr in die Menge schoss, wurden alle persönlichen Anspielungen verboten.
An diese Gruppe des Egetmannes reiht sich noch je eine Kutsche mit der "Silbernen" und der "Goldenen Hochzeit".
Die Grenze zwischen Umzugsteilnehmern und Publikum ist immer fließender geworden. Die Wagen und Karren zwängen sich mit großer Mühe und Vorsicht durch abertausende von Menschen. In ihrer derben Fröhlichkeit reiben die Maschgra das Publikum gern mit Schminke oder Ruß ein. Auch mit Heuballen, Sägespänen, Heublumen, Staub und in neuerer Zeit auch mit Konfetti wird nicht gespart. Wer im weiß gebleichten Nerz zum Gaffen kommt, hat ihn auf der falschen Gala vorgeführt und hat außer dem Schaden auch noch den Spott.
Die Hochzeitskutsche wird von einer Reihe von symbolischen Figuren und Zünften umgeben.
Der "Wilde Mann", der Eisenhans oder der ladinische Gran Salvan, ist das Symbol der ungezügelten Natur und der Wildnis. Die Figur des Jägers begleitet ihn. Sein Ursprung sowie sein Alter sind heute kaum noch feststellbar. In der Volkssage ist der "Wilde Mann" bekanntlich ein dämonisches Wesen, das als riesiger, mit langen Haaren bedeckter Waldmensch geschildert wird und als Wetter-, vor allem aber als Winterdämon gilt. Die Vorstellung vom "Wilden Mann" ist hauptsächlich in waldreichen und gebirgigen Gegenden verbreitet und hat als Fasnachtsfigur vielerorts Eingang in das Brauchtum gefunden. Im Traminer Egetmann-Umzug gehört der "Wilde Mann" zu den wenigen Figuren, die eine Gesichtsmaske tragen; die meisten sind ja bekanntlich ohne solche oder tragen zumindest keine alte oder originale, die alle längst verloren gegangen sind, sofern jemals welche existiert haben. Es handelt sich in diesem Fall zwar nur um ein Hasenfell, in das ganz primitiv zwei Löcher für die Augen geschnitten sind, doch das verleiht eben der Figur ihr wildes Aussehen. Das Gewand besteht aus Efeu, wodurch das wilde und urige Aussehen der ganzen Erscheinung noch erheblich gesteigert wird.
Der Begleiter des "Wilden Mannes" ist ein "Jäger". Er führt ihn von Dorfbrunnen zu Dorfbrunnen, von Verkündung zu Verkündung und erschießt ihn schließlich am Ende des Umzuges auf dem Marktplatz vor dem Rathaus.
Das gemeinsame Auftreten dieser beiden Figuren, der alte "Wilde Mann" und der junge "Jäger", weist auf ein Frühjahrsbrauchtum hin. Der Winter, symbolisiert eben durch den "Wilden Mann", wird verdrängt, getötet vom Frühling, symbolisiert durch den "Jäger", der nun die Herrschaft antritt.
Der "Weiße Bär" versinnbildlicht den Winter, der „Grüne“ den Frühling. Und der "Weiße Bär" wird dem „Grünen“ und den sprießenden Pflanzen Platz machen müssen, denn er wird vom "Jungen Jäger" erbarmungslos erlegt werden. Die Wagen und Figuren des Egetmann-Umzuges spiegeln das Leben der Menschen wider und beschwören in den ausgelassenen Allegorien lebenswichtige, oft schon längst verschwundene Berufsstände. Als wollten sie die Zeit zurückdrehen oder wenigstens anhalten.
Grüner Bär, Weißer Bär und Fuhrmänner
Grüner Bär
Weißer Bär
Die Fuhrmänner
Eine oft über drei Meter große Figur mit einem krokodilähnlichen Kopf, der mit Fell überzogen ist und Hörner hat, aber keine Ohren. Der Unterkiefer, welcher mit Holzzähnen ausgestattet ist, ist beweglich und schnappt mit lautem Klappern auf und zu. Der Kopf erinnert stark an einen Drachen. Während des Umzugs ist eine ganze Gruppe davon vertreten.
Ein Schnappvieh wird von einem Metzger geführt, der es nach jeder Verkündigung am Brunnen schlachtet. Daraus könnte man wiederum folgern, dass es sich hierbei ebenfalls um ein Frühjahrsbrauchtum handelt: Der Metzger stellt den Frühling dar, der den bösen Winter ("Schnappvieh") tötet. Woher man das Vorbild für diese so merkwürdige Figur genommen hat, bleibt rätselhaft. Der ausgeprägte Drachenkopf des "Schnappviehs" legt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um eine Darstellung jenes übermenschlichen Wesens handelt, wie es sowohl in der religiösen Vorstellungswelt als auch in Sagen und Mythen vieler Völker auftritt.
Hauptfiguren sind auch "Burgl" und "Burgltreiber". Die zwei Figuren, die eine männlich und die andere weiblich, mit geschwärzten Gesichtern und in Lumpen gekleidet, gehören zu den aktivsten im ganzen Umzug. Ursprünglich dürften auch sie Masken getragen haben, wie wohl alle Figuren im Umzug. Doch sind diese längst verloren gegangen und in Vergessenheit geraten.
"Burgl" und "Burgltreiber" gehören aber immer noch zu den markantesten Gestalten. Die "Burgl" trägt an den Füßen Bündel aus "Türggtschilln", auf dem Rücken eine "Krax". Auf dieser "Krax" muss die "Burgl" traditionsgemäß sieben Requisiten mit sich tragen: 1) eine Puppe (ihr Kind), 2) einen Schneebesen, 3) eine Kette, 4) Schellen, 5) ein Hasenfell, 6) einen Nachttopf (im Volksmund "Kachele" genannt) und 7) Bandbüschel (zum Rebenbinden). Sie wird vom "Burgltreiber" verfolgt und flüchtet schreiend in die Häuser. Der Treiber, der ebenfalls Bündel aus "Türggtschilln" an den Füßen trägt, schlägt mit einem Stecken, an dessen Spitze aufgeblasene "Fåckenblåttern" (Schweinsblasen, übrigens eine weitverbreitete Requisite bei Fasnachtsbräuchen) befestigt sind, wütend auf sie ein und treibt sie vor sich her. Die "Burgl" sucht ihrerseits in die Hauseingänge zu entkommen, in denen sie fürchterlich zu schreien und zu lärmen beginnt. Daraus wird sie aber immer wieder vom "Burgltreiber" vertrieben, der natürlich seinen Teil Lärm dazu beiträgt. Er treibt mir ihr die bösen und finsteren Wintergeister aus dem Haus, damit Platz wird für frische Luft und Licht.
Dass diese beiden Gestalten dem Frühjahrszauber zugerechnet und somit als weit ins Vorchristliche zurückreichend gedeutet wurden, scheint wohl klar. Die Bezeichnung "Burgl" könnte vom Lateinischen "purgare" kommen, womit man das Austreiben der bösen Wintergeister, in diesem Fall vor allem aus den Häusern, zu verstehen hätte.
Diese beiden Gruppen symbolisieren das Gefälle zwischen den Wohlhabenden und den Notleidenden. Während die "Reichen Zigeuner" auf ihrem Wagen sich die Bäuche mit allerlei Köstlichkeiten und gutem Wein vollschlagen, leiden die "Armen Zigeuner" Not. Ihnen fehlt das Notwendigste zum Leben. Aber auch diese Armen sind beim Traminer Egetmann-Umzug zufrieden, denn auch sie sind Geladene bei der Hochzeit.
Der Wagen der "Armen Zigeuner" ist einer der am meisten bestaunten und kuriosesten Wagen des ganzen Umzuges. Übrigens: dieser Wagen besteht aus lauter echten Antiquitäten.
Geladene Zünfte sowie Reiche und Arme Zigeuner
Die Drescher
Die Reichen Zigeuner
Die Armen Zigeuner
Zu den ältesten und zugleich rätselhaftesten Figuren im Egetmann-Umzug gehören die beiden "Frauengestalten". Eine trägt in einem Ruckkorb (auch Buckelkorb genannt) ihren Mann und ihre Kinder mit sich herum. Ein lebendes Bild aus einer Zeit, als Frauen noch nicht so emanzipiert waren wie heute. Die andere trägt auf dem Rücken eine "Zumm", aus der Stiefel und Hosenbeine ihres Mannes ragen. Das sind noch Anklänge an das Frauenrecht, das mit der Hackbaukultur im ganzen mediterranen Raum geherrscht haben mag und mit dem Eindringen anderer Volksstämme, bei uns wahrscheinlich der Illyrer, verdrängt wurde.
Die "Schuster" und "Schneider" gingen früher zu Fuß auf die Stör, das heißt von Haus zu Haus. Heute fahren Sie halt mit dem Traktor. Die Schneider, die unter den Zuschauer umherschleichen und beisammenstehende Personen flugs mit Nadel und Faden an deren Kleidern zusammennähen.
Die Boccamander sind eine Truppe von bis zur bewegungslosigkeit ausgestopfte Gestalten, die mehr oder weniger apathisch zwischen dem Publikum umherschleichen oder sich auf den mit Heu und Stroh gefüllten „Pennen“ (aus Weiden geflochtene große Körbe) durchs Dorf ziehen lassen.
Es gibt keine wirklich geschichtlich aufgezeichnete Herkunft. Irgendwann um 1591 oder lieber früher als gar nicht. Keiner der Beteiligten kann sich jedenfalls erinnern bei der Gründung oder ersten geschichtlichen Erwähnung dabei gewesen zu sein.
Angeblich war der Boccamonn um die Jahrhundertwende auf Jahrmärkten oder Festen eine Attraktionsgestalt für Kinder: Eine auf einer Holzwand gezeichnete, füllige Gestalt, der man mit Bällen ins offene Maul werfen und sich damit einen Lutscher (Süßigkeit) erspielen konnte. Erhalten geblieben ist über die Jahre eine füllige Gestalt, der man anstatt Bälle, gebratene Giggerlen, Hauswürste, Rippelen ohne Knochen ins Maul schmeißen kann. Gefolgt von Getränken in alkoholischer Form. Um die Nachkommenschaft der Boccamander zu gewährleisten hat sich in den letzten Jahren eine weibliche Figur dazugesellt: die Boccafrau!
Auch diese beide Zünfte waren in vergangenen Tagen zu Fuß unterwegs. Auch sie sind Geladene beim Egetmann-Umzug in Tramin.
Was? "Schwarzbrenner" in Tramin? Das gibt es auch nur beim Egetmann-Umzug. In Tramin, der Gemeinde mit der größten Schnapsproduktion weit und breit, machen sich "Schwarzbrenner" breit. Und das offenbar mit größtem Publikumserfolg!
Die "Hufschmiede", einst für das Pferdebeschlagen zuständig, mühen sich heute mit Eisengittern und dergleichen ab.
Die "Weinverkoster" oder, modern ausgedrückt, die "Sommeliers"
Auch die Traminer Weinkost darf beim Umzug nicht fehlen. Denn Traminer Wein, schadet selbst in rauen Mengen nicht.
Sollte jemand Angst haben, er könnte beim Egetmann-Umzug etwa gar zu schmutzig werden, keine Angst! Die handwerklich perfekt gerüsteten Waschweiber sorgen für Reinlichkeit. Sogar der Dorfbrunnen muss so manches Jahr herhalten. Und wer in die Nähe der "Waschweiber" von Tramin kommt, kann sicher sein, dass sein Auge nicht trocken bleiben wird. Sie waschen auf ihrem Wagen und an den Brunnen ihre schmutzige Winterwäsche und gehen dabei nicht gerade zimperlich um. Dabei kann es schon mal vorkommen, dass so mancher Zuschauer einige Tropfen abbekommt.
Schnappvieher, Mann im Korb und ein Müller
Schnappvieher
Mann im Korb
Ein Müller
Weitere Figuren reihen sich daran, deren Symbolik heute leider verloren gegangen ist, wie die "Fischer" (vermutlich aus frühchristlicher Zeit), der "Doktor", der auf einem Esel reitet, der "Schneider", der dicht beieinanderstehende Frauen an den Röcken zusammennäht, sowie "Schuster", "Fassbinder", die "Reichen" und die "Armen Zigeuner" und noch eine Anzahl von "Zogglern" und "Korrnern" (in Lumpen gehüllte Einzelfiguren).
Die Fischer, die Pfannenflicker und die Hexen
Der Fischerwagen
Die Pfannenflicker
Die Hexen
Den Abschluss des traditionellen Teils bildet die "Altweibermühle" mit den dazugehörigen Wagen. Diese "Figur" besteht aus zwei Gruppen: den "Müllern" und den "Alt-Weibelen". Hergang des Geschehens: Die "Alt-Weibelen" (mit geschwärztem Gesicht) werden von den "Müllern" eingefangen und zu einer Verjüngungskur gezwungen. Diese jedoch wollen nichts davon wissen und sträuben sich dagegen. Sobald aber ein "Alt-Weibele" eingefangen ist, wird dieses von mehrerer Müllern unter Geschrei und Gegenwehr zur Mühle gebracht. Als Transportmittel dient ein Schubkarren, welcher jedoch keinen Reifen, sondern nur eine Felge hat. Dementsprechend ist auch der Lärm, den dieses Fahrzeug auf den Pflastersteinen der Traminer Gassen erzeugt. Das "Alt-Weibele" wir dann auf die Mühle gezogen und zu ihrem Glück gezwungen. Nach der Kur verlässt das "Alt-Weibele" als junges Mädchen die Mühle.
Die Altweibermühle
Die Altweibermühle mit Müller
Die Altweibermühle
Ein Alt-Weibele und Müller
Begleitet wird die Altweibermühle von dem dazugehörigen Wagen der jungen Mädchen und dem Wagen der "Zenzi". Die "Zenzi" ist die hässlichste und die einzige alte Frau, die auf keinen Fall jung werden will. Nach langem Haschen und mit etwas Gewalt wird sie am Ende, als allerletzte, am Hauptplatz doch in die Mühle gesteckt. Erzwungene Jugend.
Die mobile Altweibermühle von Tramin soll noch viel größere Wunder tun als die Feste von Trippsdrill. Mit etwas Gewalt werden die geifernden Alten von den Mehl streuenden Müllern nach oben gehievt. Nach längerem Rickeracke der Mühle geschieht dann das, was die medizinische Wissenschaft in Jahrtausenden von Quacksalberei nicht zu Wege gebracht hat: die ewige Jugend! Die Verjüngungskur der "Zenzi" ist die letzte traditionelle Aktion des Traminer Egetmann-Umzugs.
Müller, Alt-Weibelen und die Zenzi
Müller und ein Alt-Weibele
Müllermeister und die Zenzi
Ein Alt-Weibele auf der Mühle
Den Schluss bildete früher der verschuldete Bauer, den die Gläubiger hart bedrängen und verfolgen, bis er ihnen den mit Glasscherben gefüllten Beutel hinwirft und sich in den Brunnen stürzt. Nachdem aber vor vielen Jahren diese Darstellung einen allzu tragischen Ausgang nahm, da der damalige "Bauer" infolge des kalten Bades an Lungenentzündung erkrankte und daran starb, wurde sie seitdem unterlassen.
Die Tradition ist zwar alt, doch die Maschgra sind immer mit der Zeit gegangen. Im Rahmen der Gruppen hat jeder die größte Entfaltungsmöglichkeit. Die Traktoren sind zwar auch schon uralt, aber der Traminer Umzug zeigt keinerlei Berührungsängste mit den neuesten Schlagern der Hitparaden. Auch die mitziehenden Kapellen könnten sich ohne Verstärker gegen den Lärm der wogenden Menschenmasse nicht durchsetzen. Eines der Mottos lautet: Spontaneität ist alles und alles ist grenzenloses Gaudium.
Wie bereits erwähnt, bildet die "Altweibermühle" den Abschluss des traditionellen Teils. In neuerer Zeit wurde dieser traditionelle Teil noch durch andere Wagen und Figuren erweitert.
Einige davon sind:
Die Wikinger, die Waschweiber und die Schmiede
Altes Weibele und Wikinger
Die Waschweiber
Die Schmiede
Die Wikinger gelten als besonders abgehärtet. Sie kommen ja als wildes Seevolk aus dem hohen Norden. Sehr, sehr leicht bekleidet ziehen sie durch das winterliche Tramin. Doch sie scheinen den Traminer Mantel der Nacketen am Leib zu tragen. Den sieht man nämlich nicht äußerlich, denn er wärmt nur von innen.
Nicht selten muss einer der altersschwachen Traktoren, der wirklich aus dem letzten Loch zu pfeifen scheint, von den Maschgra oder vom Publikum händisch unterstützt bzw. geschoben werden.
Im Großen und Ganzen wird der Umzug heute in dieser Form aufgeführt, und zwar wieder seit dem Jahre 1965 in den ungeraden Jahren am Faschingsdienstag, bei jedem Wetter.