Das Wampelerreiten in Axams

Wampelerreiten

Allgemeines und Geschichtliches

Der Axamer Wampeler ist von seinem Aussehen her wohl eine der originellsten Fasnachtsfiguren im Alpenraum. Über seine Entstehung gibt es mehrere Versionen, wobei die Axamer selber meinen, dass sich in früherer Zeit die Menschen zum Bärenfang Heu und Laub unter die Kleidung "schoppten", um sich vor Verletzungen zu schützen.

Die Fasnacht ist in Tirol sehr lebendiges Brauchtum und besteht aus den für die jeweilige Gegend typischen traditionellen Fasnachtsfiguren, in Axams z.B. "Wampeler, Tuxer, Buijazzl, Nadl, Laninger" u.a.m., sowie auch aus den neueren, aus dem jeweiligen Zeitgeist entsprungenen Figuren und Gruppen.

Ein für den Ausdruck einer solchen Figur sehr wichtiges Requisit ist natürlich die "Maske". Es ist wichtig zu betonen, dass typische Fasnachtsfiguren wie Wampeler und Tuxer sicher Jahrhunderte den spezifischen Maskentypus getragen haben und es daher der Auftrag eines jeden Maskenschnitzers ist, solche Masken in unveränderter Form auch in Zukunft zu schnitzen, um Ausdruck und Sinnhaftigkeit dieser Figuren nicht zu verfälschen.

Da in Axams die Fasnacht bis in die 60er Jahre nicht durch einen Verein organisiert war, sind kaum schriftliche Überlieferungen vorhanden. So ist man auf mündliche Überlieferungen und Auskünfte älterer Dorfbewohner angewiesen, um Information zu bekommen. In Axams hat es immer Leute gegeben, die für die Fasnacht tätig waren und auch Masken geschnitzt haben.

Bis zum Jahre 1972 gab es in Axams keinen Fasnachtsverein, er wurde am 06.01.1972 gegründet und vom BH Innsbruck mit all seinen Statuten genehmigt. Die Aufgaben des Vereins sind in erster Linie die Aufrechterhaltung der Fasnachtstradition, sowie die ehernen Regeln der Fasnacht genau nach alter Überlieferung einzuhalten und an die Bevölkerung weiterzugeben.

Der Fasnachtszug

Die Tuxer

Die Axamer Fasnacht war immer schon eine raue Angelegenheit.

Nachdem die Musikkapelle den Zug eröffnet hat, erscheinen die jugendlich wirkenden "Tuxer". Diese stellen den Frühling dar, um nach dem langen Winter der Sonne den Weg zu ebnen. In prunkvoller Erscheinung, an die prachtliebende Barockzeit erinnernd, wird die Figur des Tuxers ausschließlich von Männern verkörpert, wie alle Fasnachtsfiguren in Axams. Mit festlichem, trachtenähnlichem Gewand bekleidet, tragen sie den "Fügner", einen Hut, der mit Federn, Blumen usw. geschmückt ist, auf dem Kopf.

Die Tuxer gehen würdevoll durchs Dorf. Sie können nicht so herumtollen wie die Laninger und Wampeler, denn ihre Ausstattung, die zweifelsohne kostbar ist, bildet oft den größten Schatz einer Bäuerin und besteht hauptsächlich aus Seidentüchern.

Die Holzlarve des Tuxers zeigt das Gesicht eines jungen kraftvollen Mannes. Er trägt eine "Goaßl", die, geschickt geschwungen ("schnöllen"), nicht nur dem Austreiben der rauen Jahreszeit dient, sondern auch den anderen Fasnachtlern Platz schafft. Die "Goaßl" findet aber noch eine weitere Verwendung. Mit ihr fängt der Tuxer ein hübsches Mädchen ein und begibt sich mit ihr in ein Gasthaus, wo getanzt wird. Die Eingefangene erlangt erst wieder ihre Freiheit , wenn sie dem Tuxer ein "Schnapsl" spendiert hat. Das "Erobertwerden" stellt eine Ehre für die junge Frau dar. Nicht unerwähnt sollte die typische Bewegung des Tuxers bleiben. Mit trampelnden Schritten und erhobenen Armen präsentiert er stolz sein schmuckes Aussehen.

Die Wampeler

Wampeler

Den Hauptteil des Zuges bildet aber der Axamer "Wampeler". Es handelt sich dabei um Männer, die mit einer weißen "Pfoat" (= Leinenhemd) bekleidet sind. Ihre Gegenspieler sind die "Reiter", die die Wampeler auf den Rücken werfen wollen. Dieser Kampf bildet das zentrale Spiel bei der Axamer Fasnacht. Der Wampeler ist von seinem Aussehen her wohl eine der originellsten Fasnachtsfiguren im Alpenraum. Wie die meisten Fasnachtsfiguren und Fasnachtsbräuche, soll auch er bis in vorchristliche Zeiten zurückreichen. Über die Entstehung gibt es mehrere Versionen. Einmal wird der "Winter" (Wampeler) vom "Frühling" (Reiter) besiegt. Die raue, lange Winterszeit muss dem Frühling weichen. Für die Axamer aber ist das Aussehen und die Figur dahin zurückzuführen, dass sich in früher Zeit die Menschen zum Bärenfang Heu und Laub unter die Kleidung "schoppten", um sich vor Verletzungen zu schützen. Darum führen die Axamer beim Umzug auch einen Bären mit.

In der Fasnachtszeit, vor dem alljährlichen "Unsinnigen Donnerstag" (= der letzte Donnerstag vor der Fastenzeit) oder vor einem Umzug (alle vier Jahre), melden sich junge, schneidige Burschen beim Wampelervater, einem Ausschussmitglied des Fasnachtsvereines, wer selbst als Wampeler geht oder wer reiten möchte. Der Außenstehender versteht unter "reiten" meistens, dass jemand auf einem anderen reitet. Dem ist aber nicht so, denn beim Wampelerreiten muss der Reiter versuchen, den Wampeler mit einem gekonnten Griff von hinten auf den Rücken zu werfen.

Treffpunkt für alle Wampeler und Reiter ist die alte Stube im "Gasthof Weiß" um circa 13 Uhr. Bis Anfang der 50er Jahre trugen die Wampeler beim Reiten (wobei sie drei Runden ums Dorf zogen) schöne Holzmasken, ihr Blickfeld war daher stark beeinträchtigt. Damals waren alle Straßen und Wege meist schneebedeckt. Durch die Asphaltierungen der Straßen und wegen der Gehsteige können die Masken beim Reiten nicht mehr getragen werden, denn die Verletzungsgefahr wäre einfach zu groß. Auch die „Holzganter“, Misthäufen und Einfahrten, hinter denen sich so mancher Wampeler versteckte, sind teilweise nicht mehr vorhanden; das Umfeld und die Bedingungen sind daher etwas anders als früher. Nur die Regeln beim Wampelerreiten sind immer noch die alten ("Eherne Regeln").

Der Wampeler darf nur von hinten angegriffen werden. Steht er mit dem Rücken zur Wand, darf der Reiter nicht angreifen. Liegt der Wampeler am Boden (Bauch oder Rücken), muss ihm das gefahrlose Aufstehen ermöglicht werden; ist er aber durch einen gekonnten Wurf eines Reiters auf den Rücken gefallen, ist er besiegt und hat "ein Ganzes" bekommen.

Gegen Angriffe von vorne wehrt sich der Wampeler mit einem Stock. Wenn das Leinenhemd am Rücken "fest dreckig" ist, hat er ein Ganzes oder gleich mehrere bekommen; ein sauberer (weißer) Rücken zeugt jedoch davon, dass dieser Wampeler zu den besten zählt; es gibt aber noch so manchen Zweikampf zu überstehen, um "weiß ums Dorf" zu kommen.

Nach zwei Runden ums Dorf ist das Wampelerreiten beendet, dies muss noch vor dem Betläuten sein. Reiter und Wampeler sind von den Zweikämpfen gezeichnet.

Alle treffen sich dann wieder beim Ausgangspunkt "Stube Gasthof Weiß". Es wird nun getrunken, gegessen und natürlich debattiert, ob alles korrekt abgelaufen ist; so manche Unklarheit muss dann "ausgerauft" werden. Schlussendlich wird aber immer eine Einigkeit zwischen Wampeler und Reiter hergestellt und schon darüber geredet, wie es das nächste Jahr sein soll, wie es besser gemacht werden kann und natürlich wer nächstes Jahr wieder dabei ist.

Dieser einmalige Fasnachtsbrauch ist nur etwas für "harte Burschen", denen ein paar Kratzer und "Blaue" nichts ausmachen dürfen. Nachwuchssorgen hat Axams keine.

Die Flitscheler

Der "Flitscheler" ist eine alte Axamer Laniger-Figur. Auf einer alten Hose und einem alten Rock (Futter und Nähte außen) werden abgeschnittene "Türkenkolbenenden" und "Flitschen", die noch am Kolbenende sind, aufgenäht. Er ist darüberhinaus mit einer schönen Männerlarve, einem Hut, groben Schuhen, einem Stock in der Hand oder einem Fichtenast und Fäustlingen ausgerüstet. So schaut der fertige Flitscheler aus. Durch die aufgenähten "Türkenkolbenenden" erinnert diese Fasnachtsfigur auch an ein Fruchtbarkeitssymbol. Die Flitschler sind als Gruppe am Unsinnigen, beim Umzug oder nachts als "Banda" ein fester Bestandteil der Axamer Fasnacht.

Weiter Fasnachtsfiguren der Axamer Fasnacht

So wie bei fast allen Fasnachtsorten in Nordtirol sind auch in Axams "Paarln, Buijazzl, Goaslschnöller, Vöglfocher, Hexn und Nadln" mit schönen Holzmasken vertreten.

Für die Axamer wichtig ist auch der "Axamer Bock". Es handelt sich um einen Ziegenbock, der mitgeführt wird und nach dem die Faschingszeitung benannt ist. Hinter dem Maskenzug werden die Weibermühle und weitere Festwagen mitgeführt.

Die "Weibermühle", ein altes Fasnachtsfahrzeug, fährt am Unsinnigen und bei jedem Umzug mit und verwandelt alte Weiber in schöne Jungfrauen.

Sollten Sie an weiteren Informationen über diesen faszinierenden Umzug interessiert sein, so klicken Sie sich doch einfach auf die offizielle Webseite unter ... www.wampelerreiten.com.

Quelle: Buch "Die großen Fasnachten Tirols"

Fotos

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