Egetmann-Umzug - was ist das?

Oha, schwierige Frage... Am besten wir zeigen das einfach mit einem Videomix:

Was ist überhaupt die Fasnacht?

Als Fasnacht bezeichnete man ursprünglich den Abend vor der Fastenzeit, später vor allem die letzten drei Tage, auch die vorhergehende Woche, seit dem 19. Jahrhundert meist die Zeit vom Dreikönigsfest bis zum Aschermittwoch.

Die Bezeichnungen, der zeitliche Rahmen, die Schwerpunkte und die Brauchtümer der Fasnacht unterscheiden sich in den verschiedenen Gebieten. Während die protestantischen Länder eine eigentliche Fasnachtsfeier heute kaum mehr kennen, begeht das Rheinland den Karneval, Mainz und Umgebung Fasnacht, das schwäbisch-alemannische Gebiet die Fasnet, Franken die Fosnat, der bayrisch-österreichische Raum den Fasching. Höhepunkt bilden hier vor Aschermittwoch vor allem der "Unsinnige Donnerstag" und der "Faschingsdienstag". Das Wort "Fasnacht" ist seit etwa 1200 in verschiedenen mittelhochdeutschen Lautformen belegt.

Friedrich Haider berichtet "Das Wort "fas" (alte Schreibweise "vas") bedeutet Wachstum, Frucht. Aber auch von "faseln" kann sich Fasnacht herleiten. Damit war ungereimtes Daherreden, in Saft geraten, herumtollen oder Unsinn treiben gemeint. Der 1419 verstorbene Dichter Hans Vintler und der 1445 verstorbene Minnesänger und Dichter Oswald von Wolkenstein sprachen und schrieben ausschließlich nur "vasenacht" bzw. "vasnacht". Später haben Gebildete das Wort "Fastnacht" gebraucht, eine sinnwidrige, falsche Bezeichnung, die vom Volk bis heute nicht übernommen wurde. Pfarrer Karl Staudacher aus Vahrn bei Brixen, der angesehene Sprachforscher, führte die Wortwurzel "vas" (fas) auf das Altindische zurück und da bedeutet es "Frühling". Fasnacht war demnach die Nacht vor dem Frühjahr, die Nacht der erstarkenden Sonne, die Nacht vor dem beginnenden Wachstum.

Nachrichten über Fasnachtsbräuche bleiben zunächst spärlich. Im 13. und 14. Jahrhundert wird vor allem von Gastmählern und Trinkgelagen berichtet, auch von Tanzereien, ferner über Stech- und Turnierspiele, im Spätmittelalter darüber hinaus dann von Maskenaufzügen. Im Zusammenhang mit Brauchhandlungen an den rechtlich bedeutsamen Wirtschafts- und Verwaltungsterminen der Vorfrühlingszeit (Lichtmess, z.T. Beginn der Fasnachtsfeiern) dürfen als grundlegende kulturhistorische Determinante der Fasnachtsbelustigung wohl die bevorstehenden, zur Enthaltsamkeit mahnenden Fasten- und Bußwochen gelten, wobei für die Brauchgestaltung neben traditionellen Elementen auch Anstöße aus dem kirchlichen, speziell dem klösterlichen Bereich wirksam wurden. Die weitgehende Zurückführung der Fasnacht auf Fruchtbarkeitskulte in germanischer Zeit oder auf Einflüsse der römischen Saturnalien (Fest des Gottes Saturn im alten Rom, bei dem alle Standesunterschiede aufgehoben waren und die Herren ihre Sklaven bedienten), die man durch hypothetische Namensableitungen oder durch isolierte Interpretationen allgemeiner Brauchelemente zu stützen versuchte, scheinen heute zweifelhaft.


Eine wichtige Figur in
der Traminer Fasnachtszeit:
das Wudele

Friedrich Haider schreibt weiter: “Die Fasnacht ist ein internationales Fest. Heute noch wird die Fasnacht bei Primitivvölkern (natürlich unter den verschiedensten Bezeichnungen) ähnlich gefeiert wie bei uns einmal. Gemeinsamkeiten aller Fasnachten dieser Erde sind der Zeitpunkt der Abhaltung, immer am Beginn der Wachstumsperiode oder der Wiedererstarkung der Sonne, die ekstatischen Tänze und Vermummungen. Die Gemeinsamkeit geht sogar so weit, dass mexikanisch-indianische Larven (Masken) den Tiroler Larven und Aufputzen verblüffend ähnlich sehen. Auch in Afrika und Asien sind Vermummungen, Tanz und Ekstase die Grundbestandteile der Wachstumsfeiern. Mit diesen Bittfesten um gutes Wachstum in der Familie, im Stall und auf den Feldern waren auch die Mannbarkeitsfeiern verbunden. Die Jungmänner führten ihre Auserkorenen heim und wurden feierlich in die Männergemeinschaft aufgenommen.

Daran erinnerte auch der bis in unsere Zeit herein bestehende Brauch, nur in der Fasnacht zu heiraten. Noch in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts gab es in Südtirol vier Orte, in denen nur in der Fasnacht geheiratet wurde.“

Heute glaubt bei uns kaum mehr ein Mensch an das Mystische der einstigen Fasnachtszeit, aber ein unerklärbarer innerer Trieb überfällt von Zeit zu Zeit in den traditionellen Fasnachtsorten die Männerwelt und drängt sie dazu, in die "Fasnacht zu giahn" (in die Fasnacht zu gehen).“ Oder wie man in Tramin sagt, "Maschggra zu geahn".

"Die Tiroler Fasnacht hat im Vergleich zu allen zivilisierten Ländern ihre Eigentümlichkeit am besten bewahrt. Sie ist noch ortsgebunden und umfasst nicht   nur einzelne Gruppen und Figuren, sondern umfasst in jedem Ort alle kennzeichnenden Gruppen einer echten Fasnacht. Aber nicht nur das, sie hat bis zu einem bestimmten Grad das ekstatische und tänzerische Element bewahrt."

"Die Tiroler Fasnacht führt uns, gleich wie archäologische Ausgrabungen, zurück in die ferne Vergangenheit. Die Tiroler Fasnacht ist gleichsam ein geistiges Fenster, durch das wir einen wichtigen Abschnitt im Leben unserer Vorfahren zu erkennen vermögen."

Und der Traminer Egetmann-Umzug ist ein wesentlicher Teil dieser Tiroler Fasnacht.

Sinn und Zweck des Egetmann-Umzugs


Egetmann Hansls Hochzeit:
Verkündung Eheaufgebot
durch die Ratsherrn

Was hat ein solch irrationales, ausgelassenes und bisweilen rätselhaftes "Spektakel" in unserer technisierten, von Vernunft beherrschten Zeit zu suchen?

Welchen Sinn und Zweck, welche Berechtigung kann dieser Umzug heute noch haben?

Zunächst einmal die Erhaltung und Pflege des Brauchtums mit Einfallsreichtum, Phantasie und Spielfreude, um den Umzug in lebendiger und liebenswerter Form zu erhalten und zu erneuern.

Sodann aber hat der Egetmann-Umzug vor allem eine sozialpsychologische Funktion, die wohl kein Außenstehender jemals voll und ganz begreifen und verstehen wird und die am besten so umschrieben werden kann: Für die Traminer ist der Egetmann-Umzug nicht so sehr ein kalkuliertes Schauspiel, sondern vielmehr Selbstdarstellung und Selbstzweck. Was den Egetmann-Umzug so sympathisch und mitreißend macht, ist der Umstand, dass das ganze Dorf mit Leib und Seele und viel "Hetz" mitmacht.

Das unterscheidet den Traminer Egetmann-Umzug gerade auch von so manchen anderen Fasnachtsveranstaltungen, das macht ihn so unmittelbar und lebendig, so urwüchsig, ausgelassen und einzigartig.

So ist der Umzug in seiner Tradition nicht nur ein wertvolles Tiroler Geschichts- und Kulturgut, sondern vor allem ein ganz lebendiges und wesentliches Stück Tramin, Teil und Ausdruck seiner Bevölkerung und ihrer Eigenart und Lebensfreude.

Dieser Umzug lässt sich ohne weiteres in die Reihe der großen Tiroler Fasnachtsbräuche einordnen, wie etwa das Schemenlaufen in Imst (A), das Schleicherlaufen in Telfs (A), das Schellerlaufen in Nassereith (A), das Wampelerreiten in Axams (A), das Mullerlaufen in Thaur (A) und das Pflugziehen in Stilfs (A).

Einen kleinen Vorgeschmack dieser großen Nordtiroler Fasnachtsbräuchen finden Sie in unserer Rubrik "Fasnachtbräuche".

Laut gängiger Meinung beginnt der Fasching alljährlich am 11. November um 11:11 Uhr. Dies ist jedoch rheinländischer Brauch. Dass die Fasnachtszeit in den alpenländischen Regionen am Tag nach dem Dreikönigsfest beginnt, also am 7. Januar, wissen die wenigsten. In Tramin trägt man diesem Brauchtum Rechnung.