In der näheren Umgebung von Imst haben sich mancherorts Fasnachtsbräuche entwickelt, die dem Imster Schemenlaufen größtenteils nahestehen. Der wohl bekannteste und traditionellste unter ihnen ist jener von "Wald im Pitztal". Wald ist ein einige hundert Seelen zählender Weiler der am Ausgang des Pitztales gelegenen Gemeinde Arzl; die beiden Siedlungen sind jedoch durch eine tiefe Klamm der Pitze (Pitztaler Ache) voneinander getrennt. Dieser Tatsache verdankt Wald seine Eigenständigkeit in vielerlei Hinsicht, u.a. eben in seinem Fasnachtsbrauchtum. Hier geht man schon seit langem, ohne Unterbrechung, in die Fasnacht, wobei im Wesentlichen dieselben Maskentypen wie in Imst am Schauplatz zu finden sind. Die Hauptfiguren stellen Roller und Scheller dar, deren Kleidung sich weitgehend mit jener der Imster Roller und Scheller deckt; das Gangl läuft ein bisschen anders ab. Auch sie werden von Laggepaarlen ins Lächerliche gezogen. Hexen wirken samt ihrer Hexenmusik ebenso wie Sackner, Spritzer, Kübelmajen und Bären mit ihren Treibern. Als zusätzliche Ordnungsmasken treten hier die in Baumbart und Tannenreisig gehüllten Waldmandlen auf. Die Labara gibt ein eigenes Tratschblatt, die "Ratschkathl" heraus. Festwagen bilden auch in Wald eine Ergänzung des Umzugstreibens. An die 200 Burschen und Männer nehmen am Fasnachtstreiben teil, ein enorm hoher Prozentsatz unter der männlichen Walder Bevölkerung.
Alle Achtung den Waldern, erfordert doch ihre kleine, aber angesehene Fasnacht viel organisatorischen Aufwand, der nur durch Zusammenhalt aller Bewohner des Weilers bewältigt werden kann.
Sollten Sie an weiteren Informationen über diesen faszinierenden Umzug interessiert sein, so klicken Sie sich doch einfach auf die offizielle Webseite unter ... www.fasnacht-wald.at.
Auch die Arzler selbst warten neuerdings (wieder ?) mit einer Fasnacht auf: Hier laufen die Singesler, die durch gegossene Glocken (auch der Aufputz weist ein Glöckchen auf) und eine Maske mit Schnurrbart gekennzeichnet sind, während ihre Gegenüber, die Roller, feminine Züge aufweisen. Auch hier setzt sich die übrige Teilnehmerschaft aus Hexen – sie sollen angeblich vom sagenumwitterten nahen Rappeloch kommen – Sackner, Spritzer, Kübelmajen, Bären und Labara zusammen. Die "Burgstallzurfer" erinnern an die Holzknechte früherer Jahrhunderte. Den Betreibern zufolge sei das Singeslerlaufen eine alte Fasnacht, nur soll derehemalige Larvenbestand durch zahlreiche Brände vollends vernichtet worden sein. Nach längerer Pause fand 1983 erstmals wieder ein – bescheidener – Umzug statt, im Jahre 1995 wirkten immerhin schon über 200 Teilnehmer mit.
Erstmals seit über 30 Jahren gingen 1993 die Männer des Pitztaler Hauptortes Wenns wieder in die Fasnacht. Roller und Scheller, in ihrer Ausstattung praktisch identisch mit ihren Imster Gegenstücken, bilden hier die wichtigsten Maskengruppen; einmal mehr findet man Hexen, Sackner, Spritzer, Kübelmajen, eine Bärengruppe, eine Labara sowie mehrere Fasnachtswagen vor. Den als Vorreitern fungierenden Fanfarenbläsern folgt – ebenfalls hoch zu Ross – der Graf von Hirschberg, der an die ehemaligen Herren des alten, 1921 eingestürzten Schlosses Hirschberg am Ortsanfang erinnert. Die Maskierten ziehen vormittags zum Oberdorfbrunnen auf und sammeln sich, worauf um Punkt 12 Uhr der eigentliche Umzug einsetzt. Eine am Samstag vor der Fasnacht gefällte 30 bis 40 Meter hohe Fichte wird als Bloch durch den Ort gezogen und am Ende des Umzuges versteigert. Auch findet am darauffolgenden Montag eine "Wilde Fasnacht" statt. Die Betagteren unter den Dorfbewohnern haben noch das ältere Wenner Fasnachtstreiben in Erinnerung und berichten von Maskenumzügen, die schon im 19. Jahrhundert stattgefunden haben sollen; 10 Aktive von der Fasnacht 1962 mischten sich noch unter die 260 Teilnehmer des 93er-Umzuges, um den Jungen zu zeigen, wo’s langgeht.
Jene Tarrenzer, die in ihrem zwischen den alten Fasnachtshochburgen Imst und Nassereith idyllisch gelegenen Gurgltaler Dorf das seit 1797 bestehende Fasnachtsverbot aufheben und wieder eine Fasnacht in Szene setzen wollten, hatten von Anfang an einen schweren Stand. Sie wurden nicht nur von den Brauchtumsträgern der beiden Nachbarorte misstrauisch beäugt – auch im eigenen Dorf war man diesen Ansichten gegenüber geteilter Meinung. Seinerzeit habe nämlich "d’Lårve d’Krankheit bråcht", das obengenannte Verbot wurde infolge einer Epidemie verhängt.
Dennoch brach man in den 60er Jahren das auf weltewige Zeiten geschworenen Gelöbnis und baute in Folge – in Anlehnung an die benachbarte Bezirkshauptstadt – ein Fasnachtsbrauchtum auf. Leider wurden vor einiger Zeit Sennerinnen und Alpler, die durchaus eigenständige Merkmale aufweisen, von Rollern und Schellern nach Imster Vorbild als Hauptfiguren ersetzt. Ihnen folgen – wie in Imst – Laggeroller und Laggescheller. Ebenso bilden Hexen und ihre Hexenmusik einen zentralen Teil des Tarrenzer Fasnachtsgeschehens – Tarrenz und insbesondere die wildromantische Schlucht des Salvenbaches gelten als Horte, in denen diese wilden Weiber einst ihr Unwesen getrieben haben sollen; in der näheren Umgebung steht ein legendenumrankter Hexenofen. Auch sind Bären und die Labara mit von der Partie; zu den Sacknern treten als Ordnungsmasken die Knüppler, deren Werkzeuge längliche, knüppelförmige Stoffsäcke bilden, und Waldmänner in entsprechendem Gewand. Eine starke Gruppe stellen die Ritter dar – sie rufen den Zusehern das alte Rittergeschlecht der Starkenberger in Erinnerung und führen einen großen Wagen, die Ritterburg, mit sich. Als originelle – wenn auch relativ junge – Gruppe kann man mit täuschend echt nachgeschnitzten Masken gemimten Tarrenzer Dorforiginale, so den "Messles Willi" oder den "Behame Adolf" sowie die Geigenmaler bezeichnen, die einen alten Tarrenzer Hochzeitsbrauch, eine Frühform der Graffitikultur, fröhliche Urständ feiern lassen. Im Übrigen können die Tarrenzer seit 1993 sogar auf ein köstliches, ausschließlich für den Umzug gebrautes Fasnachtsbier der ortsansässigen Brauerei Starkenberg verweisen, das in den Fasnachtswagen ausgeschenkt wird.
Sollten Sie an weiteren Informationen über diesen faszinierenden Umzug interessiert sein, so klicken Sie sich doch einfach auf die offizielle Webseite unter ... www.fasnacht-tarrenz.com.
Ein Fasnachtsbrauch völlig anderer Art, der in seinem Ablauf dem Fisser Blochziehen ähnelt (es werden aber keine Masken getragen), wurde 1996 erstmals seit längerer Zeit von 105 Burschen der Ötztaler Gemeinde Umhausen wieder ins Leben gerufen – das Larchziachn.
Die Obrigkeiten der Vergangenheit erlaubten einst den Umhausenern, einen Lärchenbaum durch das Dorf zu ziehen, wenn im vorangegangenen Kalenderjahr kein Bursche aus der Gemeinde geheiratet hat. Das erste Larchziachn fand laut Dorfchronik im Jahre 1761 statt. Teilnahmeunlustigen wurde das Fürchten gelernt: Im Jahre 1926 mussten jene Junggesellen, die nicht beim Larchziachn anwesend waren, zwei Schilling Strafe zahlen. Aufgrund der gewichtigen Einschränkung konnte der Brauch seit jeher nur in sehr unregelmäßigen Abständen durchgeführt werden, und um ihn vor dem Untergang zu bewahren, fand sich ein Komitee zusammen, das sich über selbige hinweg- und ein Abhaltungsintervall von 4 Jahren einsetzte.
Am Samstag vor dem Umzug wird der Baum von den Junggesellen selbst geschlagen, von den großen Ästen befreit und bis in die frühen Morgenstunden strengstens bewacht, wobei die Wächter eifrig dem hochgeistigen "Lörgetgeist" zusprechen, um der Kälte der Nacht zu trotzen. Am darauffolgenden Nachmittag wird der schwere Stamm von etwa 50 starken Dorfledigen mit Sapinen an die 600 Meter vom südlichen zum nördlichen Dorfende gezogen, wobei der älteste Junggeselle vorn auf dem Baumstamm sitzt. Vorreiter und Hanswurste, sogenannte Bajazzel, führen den Zug an, im Anschluss daran tritt eine Junggesellenmusikkapelle auf, und in einer Kutsche hat das Brautpaar seinen Platz. Ihnen folgen Kinderwagen, die Plünderfuhre (so wird die Mitgift genannt) und das Sterzinger Moos, auf dem die übriggebliebenen ledigen Jungfrauen ihr Dasein zu fristen haben. Hinter dem reich geschmückten Lärchenbaum kommen Protokoll- und Marketenderwagen. Am Dorfende wird schließlich das Brautpaar verheiratet und der Baum versteigert.
Mit einem kurzen Verweis auf die Fasnacht in Haiming, deren Protagonisten erfreulicherweise einmal nicht betonen, wie uralt ihr Maskentreiben sei, sondern es ganz bewusst als Kind der Zeit sehen wollen, sei dieser Rundgang abgeschlossen. Hier steht das Bäreneinfangen im Zentrum des Geschehens; die Haiminger scheinen sich hier am Bäreneinfangen beim Schleicherlaufen in Telfs zu orientieren.
Quelle: Buch "Die großen Fasnachten Tirols"